Neue Stammesführung in Steinhagen
Am 15.01.2016 wählten wir vom Stamm „Roter Milan“ aus Steinhagen eine neue Stammesführung. Neben Wahlen stand während der Mitgliederversammlung auch die Planung für das laufende Jahr auf dem Programm. Die zweiwöchige Sommerfahrt an die Mecklenburgische Seenplatte steht dabei im Mittelpunkt.
Anlässlich der Neuwahlen nutzten wir die Gelegenheit, unsere bislang langjährige Stammesführung – bestehend aus Axel und Olli – zu verabschieden. Und zwar auf gebührende Art und Weise. Hierfür zeigten wir einen 20-minütigen Film (selbst gedreht), mit den Highlights der vergangenen Jahre. Glücklicherweise bleiben uns die beiden im Stamm noch bestehen.
An dieser Stelle können wir uns nur für die viele Arbeit der beiden bedanken. Ohne sie wären wir nicht da, wo wir heute sind. Einer der größten Stämme im Bund mit vielen Fahrten, Lagern und Aktionen in unserer Gemeinde.
Neu gewählt wurden Dominique als Stammesführer und Hannes als sein Stellvertreter.
Alex ist bereits 2015 als Nachfolger von Moni zum Schatzmeister ernannt worden.
Anschließend wurde zu diesem Thema durch das örtliche Haller Kreisblatt ein Interview zwischen alter und neuer Stammesführung von Jonas Damme durchgeführt:
„Wir sind keine Survival-Truppe“
[…]
Der Gründer der Pfadfinderbewegung Robert Baden-Powell starb vor 75 Jahren. Ist Pfadfinder sein heute noch zeitgemäß?
DOMINIQUE WITTE: Definitiv. Auch die Pfadfinderei ist ja moderner geworden.
OLIVER HÖVELMANN: Die Pfadfinder wurden in England vor mehr als hundert Jahren gegründet, zu einer Zeit, als es viele soziale Probleme auch für Kinder gab. Wenn wir heute die Nachrichten sehen, wird das wieder aktueller. Da können wir viel tun, wie jungen Menschen Rückhalt geben.
Zum Beispiel?
HÖVELMANN: Wir hatten schon Kinder, die mit einem Betreuer gekommen sind, anfangs, und später richtig gute Pfadfinder geworden sind.
Bedeutet das, die Pfadfinder stillen ein Bedürfnis der heutigen Zeit?
WITTE: Auf jeden Fall. Das sieht man ganz oft, wenn man Kinder, die das erste Mal bei einer größeren Fahrt dabei waren, erlebt. Wie begeistert sie ihren Eltern mit strahlenden Augen erzählen, was sie erlebt haben. Was sie vorher noch nie irgendwo erlebt haben. Das kann man nicht am Computer oder überhaupt zu Hause erleben.
HÖVELMANN: Es geht aber nicht nur um Spaß, auch um Gemeinschaft, Loyalität, Hilfsbereitschaft und natürlich Disziplin. Die Zeiten werden schwieriger, ein vernünftiges Hobby zu finden.
Haben sich die Kinder verändert?
HÖVELMANN: Die Kinder haben sich nicht geändert. Die wollen heute immer noch Abenteuer erleben, Leute kennenlernen, Neues sehen. Was schwieriger wird, sind die Eltern. Es wird immer mehr gegluckt. Kann ich auch verstehen, bei all den Horrormeldungen. Vor zehn Jahren konnten wir uns vor Anmeldungen für die Fahrten kaum retten, heute muss man kämpfen, damit man eine Truppe zusammenbekommt. Aber nicht wegen der Kinder.
Stellen die Wölflinge und Biber (also Sieben bis Elf-, beziehungsweise die Vier- bis Siebenjährigen, Anm. d. Red.) beim Roten Milan die größte Gruppe? Kommen genug nach?
WITTE: Die größte Gruppe sind die Pfadfinder (die Jugendlichen von Zwölf bis 16).
AXEL WÜLLNER: Wir haben seit etlichen Jahren 70 bis 80 Mitglieder. Rund 50 davon sind meistens vollaktiv. Wir haben keinen Mitgliederschwund. Aber natürlich wollen wir noch mehr.
HÖVELMANN: Nachwuchsprobleme nein, Nachwuchswünsche ja!
Direkt an Sie gerichtet, Dominique Witte: Warum bindet man sich mit 21 Jahren so eine Aufgabe ans Bein?
WITTE: Pfadfinder sein ist Teil meines Lebens. Mit sechs Jahren habe ich bei den Wölflingen angefangen und habe miterlebt, was Olaf Halbrock und die anderen aufgebaut haben. Was man bei den Pfadfindern hat, das bekommt man nirgendwo sonst.
HÖVELMANN: Er war immer der, hinter dem man herlaufen musste, damit er den Anschluss nicht verliert…
WÜLLNER: …und jetzt läuft er eben vorweg. Pfadfinder lernt man nicht, Pfadfinder ist man. Wir sind Idealisten.
WITTE:Was man in einer Woche mit den Pfadfindern erlebt, erlebt man sonst das ganze restliche Jahr nicht. Ich habe sehr viele Freunde gefunden, zum Beispiel in Bayern, aber auch in Italien.
Die Aufgabe bringt für sie aber doch sicher auch Einschränkungen mit?
WITTE:Ich habe schon vieles darauf ausgelegt, zum Beispiel mein Studium. Sonst ginge es nicht. Zwei Tage Arbeit pro Woche stecken da schon drin, dazu kommen die Zeiten, wenn Fahrten oder Lager sind, also wenn mehr los ist – und das ist eigentlich meistens.
Aber Pfadfinder sein bedeutet doch, über das Soziale hinaus, auch tatsächlich, das Pfadfinden, das Sich-in-der-Natur auskennen?
HÖVELMANN: Natürlich kennen wird uns auch mit Bäumen aus, aber da haben sich die Pfadfinder schon ein bisschen gewandelt. Wir sind keine Survival-Truppe. Wir wühlen nicht zum Spaß im Schlamm rum. Man bekommt das Handwerkszeug, um sich in der Natur zurecht finden – Karten lesen, einen Kompass benutzen und solche Dinge.
Also bildet das In-der-Natur-sein nur den Rahmen?
HÖVELMANN: Ja. Es finden sich hier Freunde, die aber ähnliche Interessen haben.
Wenn es eigentlich um Freundschaft geht: Gibt es Pfadfinder, die nicht gerne wandern? Oder ist man dann hier falsch?
HÖVELMANN: Ja… Und ja. Das gibt es. Man nimmt das Wandern in Kauf. Damit wären wir wieder bei der Disziplin.
Ein Beitrag von Dominique Witte